道教四十九关 Die 49 Hindernisse ( 50 Hindernisse )

Vorwort:

Der Originaltext stammt aus der Qing-Dynastie und wurde von Meister Liu unter dem Titel „Die 50 Hindernisse“ verfasst. Seither wurde der Text geringfügig modifiziert. Was hier „abnormale“ Person genannt wird, ist eine Person, die in der Gesellschaft als verschieden von der Menge wahrgenommen wird. Häufig werden solche Personen als verrückt, übergeschnappt, idiotisch, töricht, debil, dämlich, verschwenderisch, sich ihrer Pflichten nicht bewusst, parasitisch, Schwächling, uvm bezeichnet. Aufgrund ihrer Sichtweise menschlichen Lebens, ihrer Werte, Weltanschauung und Verschiedenheit von anderen Menschen, ist ihnen Konkurrenzdenken fremd, auch reißen sie Dinge nicht gewaltsam an sich. Sie betrügen niemanden, persönliche Bereicherung liegt ihnen fern. Genauso wenig wollen sie ein hohes Amt bekleiden oder Gelegenheiten herbeizwingen, um Profit zu schlagen. Sie sehen weder in jedem Vogel noch in jedem Fisch eine Mahlzeit auch heißen sie Handlungen für ungut, wenn sie anderen Lebewesen schaden. Gutem Essen und Trinken sowie den Verführungen physischer Schönheit stehen sie skeptisch gegenüber. Anderen erscheinen sie nutzlos und benachteiligt. Ist dem nicht so? Die Leute könnten sagen, „Was sind diese Menschen? Unglaublich!“

Das chinesische Wort „Guan“ ist definiert als ein Hindernis, das den Weg zu einer Festung, einem Gebirgspass oder einem Anliegen versperrt. Besteht solch ein „Guan“ oder Hindernis, ist es unmöglich, ans Ziel zu gelangen oder dies zu erreichen. Die Hindernisse beziehen sich auf das Studium und Begreifen des Dao, die Sublimierung der Seele, den Aufstieg zu Unsterblichkeit und Erleuchtung; des Weiteren werden Verbindungspunkte und Öffnungen dieser Hindernisse beschrieben. Diese Hindernisse beinhalten all das, was der menschlichen Natur angeboren ist sowie Eigenschaften, die von der Gesellschaft, deren Ideen und Urteilen beeinflusst wurden… der eigene Grad an Selbstkultivierung, Verstehen, Begreifen, Vertrauen, Entscheidungsfähigkeit, Hingabe, etc alle stehen in enger Beziehung mit diesen Einflüssen und Hindernissen.

  1. Wollust

Die Antriebskraft hinter der Zeugung allen Lebens ist Sexualität. Zugleich ist sie das erste große Hindernis für denjenigen, der danach strebt, das Dao, Unsterblichkeit und Erleuchtung zu erreichen und hierbei die abnormalen Methoden der Himmlischen anwendet. Dieses Begehren schenkt den Menschen das Leben und nimmt es ihnen aber zugleich. Diese Begierde ist naturgegeben, sie bewegt etwas in uns und erzeugt zugleich ein Gefühl des Verlusts. Rührung und Verlust führen zu Unheil und tragen zum Elend in der Welt bei. Dieses Gefühl entstammt einem Zustand der Unwissenheit und Gefühllosigkeit, aber selbst in einem Zustand der Gedankenlosigkeit und Sorgenfreiheit kommt es auf. Menschen begehren etwas, ihre Leidenschaft wächst, sie werden Teil der Situation, der Geist ist begierig und es kommt zu Verlust. Aus diesem Geschehen gehen vielfältige Typen von Karma hervor. Gelingt es denjenigen, die das Dao kultivieren sich von der tiefsten Wurzel dieses Begehrens zu befreien, wird der spirituelle Samen beginnen zu wachsen. Taucht dieses Begehren auf und sie sind nicht augenblicklich von ihm gefangen, reagieren sie eventuell ohne Wollust. Auf jeden Fall werden sie kein zusätzliches Begehren erschaffen, wenn sie zu verhindern wissen, dass Wollust sich in ihnen ausbreitet. Für diejenigen, die nicht willens oder unfähig dazu sind, dieses Begehren auszulöschen oder auch für jene, die nicht willens oder unfähig dazu sind, diesen Weg zu gehen, gibt es verschiedene Methoden. Ihre Fähigkeit wird durch langes Üben vertieft. Am Ende wird die Zeit kommen, zu der die Auslöschung des Begehrens geschieht. Dann ist die letzte Wurzel entfernt, der physische Körper ist kräftig, der spirituelle Körper lässt sich leicht kultivieren und alle anderen Hindernisse sind leicht zu überwinden. Unabhängig davon, ob man bereits seine Familie verlassen hat, um sich dem Mönchstum anzuschließen, ihr Wunsch Erleuchtung zu erlangen, ist unaufhaltsam. Ist das Begehren nach Wollust schwach ausgeprägt, wird die eigene Energie und Essenz üppig sein und gedeihen, das Leben verlängert und Krankheiten verhindert, auch wenn sich zwischenmenschliche Beziehungen über Generationen hinweg fortsetzen. Man muss wissen, dass menschliche Zuneigung am Anfang jedes Kultivierungsprozesses nötig ist; später jedoch trübt sie nur die Herrlichkeit des Weges und jene, die von diesen Rührungen nicht ablassen können, werden den Weg nicht kennen. Ein Leben ums andere, das Große Dao wird Unendlichkeit genannt, der Grund für den Samen der Unsterblichkeit.

  1. Liebe

„Obwohl Menschen hundert Jahre alt werden können, kann niemand die Länge eines spezifischen Lebens voraussagen; gestern bist Du auf einem Pferd die Straßen entlang galoppiert, heute liegt Deine leblose Leiche in einem Sarg.“ Dies wird die „bittere Kürze“ des Lebens genannt. Erkennt man die Sinnlosigkeit tiefer Liebe, beeilt man sich den großen Weg zu kultivieren. Nur dann kann man den drei Reichen entkommen und eigenes Leben und Tod selbst ergreifen. Für menschliches Leben ist alles in dieser Welt eine Illusion, nur das Leben ist real. Schwere Krankheiten gefährden den Körper. Selbst die engsten Angehörigen oder die am meisten geliebten Menschen können weder das eigene Unglück übernehmen noch das Leid anderer schultern. Nichts kann getan werden, wenn ein Leben, das voll liebender Güte war, diesen Punkt erreicht. Vater und Sohn, Bruder und Schwester, Mann und Frau, wenn sie zusammen sind und etwas für den Vater tun wollen, müssen sie die entsprechenden Vorgaben beachten. Sohn, Ehemann, Ehefrau, Eltern, Freunde; man muss die einzelnen Regeln kennen, weil es eines jeden Pflicht ist, sich so zu verhalten. In ihrem Herzen aber verstehen sie, dass dies nur Hilfsmittel für ein vergängliches Vergnügen sind, die Partnerschaft in einer Familie, ein Mittel diesen Akt korrekt zu Ende zu bringen. Indem wir so miteinander umgehen, können wir vermeiden, gegen unseren Auftrag die angeborenen natürlichen Bande zu achten, zu verstoßen und müssen unsere natürlichen Instinkte weder verstecken noch unterdrücken. Gleichgültig ob innerhalb einer Familie oder als Weltentsagender, ob in oder außerhalb dieser Welt, seit alten Zeiten bis in die Moderne, gelingt es, das Dao zu finden, dann ist man frei von jeglichen Sorgen, unbehindert. Mit einem willigen Herzen, kühn und energisch voranstrebend, schwört man sich, das ferne Ufer zu erreichen.

Rang & Einfluss

Die Menschen begehren Reichtum und Ehre. Erfolg hat seinen Platz im Himmel als auch unter den Menschen. Im Himmel entspricht Erfolg dem Dao, Tugend, Güte und Glaube. Unter den Menschen steht Erfolg für Ehre, Ruhm und Gehaltszahlungen. Um durch Kultivierung einen Platz im Himmel zu erreichen, muss man Mildtätigkeit und Glauben praktizieren, den Weg und die Tugend fördern, Prahlereien unterlassen und stattdessen Ernsthaftigkeit den Vorzug geben; man muss Energien speichern und seine Gesundheit pflegen. Man soll sich nicht gegen Reichtümer und Luxus bekennen, sondern sich einfach aus solchen Angelegenheiten zurückziehen. Das Begehren nach Rang und Luxus loszuwerden, stellt eine echte Herausforderung dar. An Orten des Reichtums und Ruhms ist man auf das Begehren angewiesen. Lebt man in Wohlstand und Fülle, verlangt man nach dem Begehren. Indem das Begehren übertroffen wird, vergisst man es. Begegnet man dem Begehren, wird man ihm schmeicheln. Sieht man es, wird man es als Begehren erkennen. All das macht es unmöglich, dieses Hindernis zu überwinden. Solange Ruhm und Wohlstand kommen und gehen, solange wird man von ihnen mitgerissen werden. Das Gesetz der Welt und das Gesetz des Weges anzuwenden, den Weg tugendhaft zu kultivieren, das Dao zur Errettung einzusetzen, an einem Ort der Fülle und des Ruhmes zu sein, dies aber zu vergessen, ohne Rang und Namen zu sein, ohne ein Gefühl des Neids, diese Methode dem Weg zu folgen, wird Ergebnisse zeigen.

  1. Reichtum

Reichtum wird unterschieden: es gibt den Reichtum der Welt und den Reichtum des Großen Gesetzes. Weltlicher Reichtum wird in Gold, Perlen und Jade gemessen. Reichtum im Sinne des Großen Gesetzes misst sich in Tugendhaftigkeit und Aufrichtigkeit. Es soll Reichtum angehäuft werden. Reichtum, der was die Tugendhaftigkeit schwer und was Gold angeht leicht wiegt. Bevorzuge Aufrichtigkeit gegenüber Perlen und Jade, wähle Güte und Glauben anstelle von kostbaren Metallen und Steinen, entscheide Dich für angenehmes Atmen und eine entspannte Haltung anstatt für vorteilhafte Güter. Siehe in Existenz und Wahrheit bedeutende Reichtümer, Frieden und Stille als deren Merkmale. Allerdings kann man sich während des Kultivierens, während der Körper sich noch in diesem Reich befindet, nicht komplett von allem Besitz lossagen. Man muss immer im Kopf behalten: tugendhaft und nicht profitorientiert zu entscheiden, mit der natürlichen Ordnung in Einklang zu stehen, Schaden zu vermeiden und Bedürftigen zu helfen, Tempel und Andachtsstätten zu bauen, sich mit den religiösen Lehren zu beschäftigen, Besitztümer angemessen auszugeben, Reichtum im Sinne des Großen Gesetzes anzusammeln, weder Geist noch Buddha für Betrug oder Profit oder persönliches Gewinnstreben einzusetzen.

  1. Armut

Den Weg wahrhaft zu kultivieren, bedeutet sich entgegen der Wege der Welt zu bewegen. Verschwendungssucht verhindert, dass man Gleichmut erreicht. Kann jemand Armut, Hunger und Kälte nicht aushalten und Frustration vergessen, dann wird eine Lösung schwierig; er unterliegt Täuschungen, ist hasserfüllt und gegen Himmel und Erde aufgebracht; der Pass hinauf zum hohen Berg ist versperrt, der Weg wird nicht geachtet und dämonisch, man ist unfähig weiterzukommen; wenn solche Menschen den Weg verstehen wollen, ist das sehr schwierig!

  1. Der Illusionäre Körper

Das wahre Dao ist formlos, die wahre Natur ist körperlos (Substanz), das wahre Gesetz ist ohne Gleichen. Nicht am physischen Körper festzuhalten, bedeutet vom Dao zu sprechen. Außerhalb dieses physischen Körpers gibt es einen wahren Körper, obwohl gewöhnliche Menschen den falschen Körper für wahr halten. Habsüchtig häufen sie zum Wohle dieses physischen Körpers Reichtümer und Ruhm an, Geld wird verwaltet, Immobilien gekauft. Fleisch essen, Alkohol trinken, den Körper verfetten lassen, ihn aber mit prächtiger Kleidung schmücken. Immer doch ist das Leben zeitlich begrenzt; die Form ist verdorben, die Seele ist verloren, das Leben außerhalb des eigenen Selbst gibt es nicht länger. Möchte man an diesem Punkt angelangt Buße tun, stellt dies eine echte Herausforderung dar.

  1. Arroganz

Ein Mensch von noblem Charakter verhält sich bescheiden, studiert das Dao und agiert entsprechend seiner offenen Geisteshaltung. Er ordnet sich unter und macht sich klein, ist beschämt, etwas von seinen Untergebenen zu verlangen. Seine Freunde respektiert er, seine Lehrer verehrt er. Nie verhält er sich arrogant oder impulsiv. Nur so kann sein Beispiel Freunden eine Richtung weisen und als Ratschlag dienen. Der Weg echter Kultivierung erfordert einen kompetenten Lehrer als Führer, gute Freunde profitieren dabei von den Stärken des Lehrers. Preist jemand sich selbst an und denkt, er sei immer im Recht – selbst wenn er exzellent und schlau ist, beispiellos belesen, aber zu arrogant, um seinen Kopf in Demut zu senken – wer würde ihm den Weg zeigen wollen? Nur der Kleine kann großartig werden, nur der Niedrige kann hoch aufsteigen, nur der Gebrochene kann gerade werden und nur der Leere kann wahrhaftig werden.

  1. Neid

Indem ich das Wissen guter Freunde benutze, kann ich meine eigene Ignoranz ausgleichen. Indem ich die Fähigkeiten anderer einsetze, kann ich vielleicht erreichen, was mir allein verwehrt bliebe. Freunde fürs Leben zu sein und sich in Gesellschaft anderer moralisch zu verhalten, das macht uns zu Brüdern. Andere haben ihre Errungenschaften, genauso wie ich meine. Andere haben ihre Verluste, genauso wie ich meine. Das ist die Richtung, um den Weg wahrhaftig zu lernen. Sieht jemand die Stärken anderer, wird heimlich neidisch, ist aber nicht bereit, seine eigenen Schwächen einzugestehen und wendet sich gegen jene, die ihn übertreffen, führt dies zu egoistischem Denken. Wenn Du unter Menschen bist, verhalte Dich ihnen gegenüber mitfühlend und tugendhaft, respektiere die Stärken anderer, bessere Deinen eigenen Schwächen aus, regele Angelegenheiten mit bescheidener Einstellung und Fortschritt wird sich einstellen.

  1. Reizbarkeit

Reizbares Auftreten ist für Körper und Geist schädlich, es muss abgelegt werden. Derjenige, der den Weg kultiviert, kümmert sich zuerst um Empfindsames. Sein Grundstein ist Frieden. Um einen Einfluss auf die Welt zu haben, bedient er sich und folgt der Vernunft. Unerlässlich sind dabei Vergebung und Nachgeben. Missbrauch und Boshaftigkeit schaden der eigenen Position und sollten aus dem Denken entfernt werden. Denkt man nur daran, wovon man selbst profitiert und niemals daran, was anderen nützen könnte, besteht die Gefahr, dass eine kleine Irritation ausreicht, um Hass im Körper aufflammen zu lassen. Der ursprüngliche Geist verlässt den Körper. Die Flüssigkeiten trocknen aus und der Atem löst sich auf. Die drei Juwelen sind innerlich verletzt. Im Außen gibt man sich niederträchtigem Benehmen hin, das Leben wird chaotisch und ist erschüttert. Gewalt verursacht schlimme Schäden. All das lässt eine Person verrückt werden. Man muss wie ein Toter werden, ein Blödsinniger, mit einem Herz kalt wie Asche, die eigene Natur eingefroren; nur dann kann der Weg kultiviert werden.

  1. Auseinandersetzungen

Streit ist die Wurzel und Quelle von richtig und falsch. Die meisten Menschen sind sich was moralische Integrität und den Verfall der Sitten angeht, der gesamten Tragweite nicht bewusst. Indem man Tugenden unterscheidet, wird man stolz und selbstgefällig, erteilt unangebrachte Hinweise, bricht Versprechen. Man treibt wahnsinnig dem Unheil entgegen, spricht von erhabenen Themen, die jedoch keinerlei Wahrheit enthalten. Fluchen und Beleidigen, andere zu besiegen, all dies wird zu einem Erfolg und ist für jegliche Art von Beziehung schädlich. Spreche weder unverschämt noch willkürlich. Worte sind des Klanges Herzen, die Zunge ist das Herz des Keims. Ist das Herz nicht pur und rein, dann ist bereits die Wurzel verdorben. Ist die eigene Natur verdunkelt und das Leben erschüttert, glaube nicht, dass so der Weg verstanden werden kann.

  1. Missgunst

Ganz gleich, wie viel Unglück oder Verlust jemand erlitten hat, als erstes müssen sie sich von Feindseligkeit befreien. Bevor die Wurzel von Feindschaft beseitigt ist, leidet man in diesem Stadium und landet am Ende im Kreislauf von Leben und Tod, im Ozean von Ursache und Wirkung. Der Reichtum der Erde erhält alle Dinge fort und lässt sie gedeihen. Er trägt das ganze Gewicht des Tai Shan, empfängt den Strom des ganzen Yangzi. Den Weg zu studieren ähnelt der Tiefgründigkeit der Erde, der Tiefe der Meere. Gleich den Unsterblichen, mit deren makellosem Verhalten und friedlichem Wesen, kann man mit dem Weg in Kontakt kommen.

  1. Egoismus

Ist jemand egoistisch, wird er nicht zum Wohle anderer tätig werden. Ein Daoist muss eine uneigennützige Einstellung haben. Damit Begehren niemanden verstören, muss man Selbstlosigkeit erreichen. Wenn das Selbst existiert, verhält man sich eigennützig. Indem man sich selbst nicht von anderen differenziert, kann man angemessen mit ihnen agieren. Diese Einstellung, dieser Weg, diese Art der Kultivierung, ist der Embryo des Weisen. Andere von sich selbst zu unterscheiden, sich selbst wichtig, andere unwichtig zu nehmen, sich ungefragt in Angelegenheiten einzumischen, Profit anzustreben, immer derjenige sein zu wollen, der etwas erhält, aber niemals willens ist, sich zurückzuziehen – so wird man nicht erkennen, dass die drei Energien erschöpft sind und alles umsonst ist. Stattdessen sollte man alle Lebewesen als eine Einheit sehen, alles unter dem Himmel als eine Familie. Glück und Trauer, Gewinn und Verlust anderer, alles sollte als eigenes gesehen werden. Man sollte vergeben, wenn die Zeit gekommen ist. Ist es angebracht sich zurückzuziehen, sollte man sich zurückziehen. Mit vollem Herzen und gutem Vorsatz soll man sich dem Dienst allen Lebens widmen. Dies sollte die Haltung sein, mit der man das Dao kultiviert.

  1. Faulheit

Um den Weg zu betreten und Kultivierung zu betreiben, muss man sich grundlegend verbessern. Man darf weder Verantwortung meiden noch faul sein. Bereitwillig soll man sich der Härte hingeben, Geist und Wille beständig und stabil. Nur wenn es ein Anfang und ein Ende gibt, kann es Fortschritt geben. Strebe danach, alle Missverständnisse zu klären, erforsche die Nacht und den Tag. Unheil und Schwierigkeiten vervielfachen die Kraft des Willens. Gibt es noch eine Tugend zu leben, noch etwas Böses zu vernichten, muss man sich unaufhörlich bemühen, immer eifrig und sorgsam. Strebt man nur nach Frieden, aber fürchtet und geht Elend aus dem Weg, hält sich anstrengende Arbeit vom Leib, lehnt verdienstvolle Tätigkeiten ab und verbringt den ganzen Tag mit Essen, ohne einen Gedanken etwas anderem zu widmen, dann sind diese Handlungen alle ein vergeblicher Versuch den Weg zu verstehen.

  1. Talent und Erkenntnis

Ist Talent vorhanden, benutze es nicht. Ist Erkenntnis vorhanden, setze sie nicht ein. Nur dann wirst Du vollkommenes Talent erreichen, nur dann wirst Du restlos erkennen. Was ist Talent? Es bedeutet, Dinge flexibel zu betrachten. Gibt es etwas zu tun, wird zunächst nach den Talenten und ihrem Verständnis geschaut. Siehe das Wahre einer Situation, Menschen verlieren Leben wegen ihrer Talent und Erkenntnis. Es ist herablassend, sich auf ein Talent zu verlassen. Verlässt man sich auf sein Verständnis, setzt man es für Nichtigkeiten ein. Derjenige, der den Weg wahrlich bewundert, macht sich frei von Talent und setzt seine Erkenntnis in Flammen. Er verdeckt sein eigenes Licht und steckt seinen Kopf nicht in diese Welt. Er verstrickt sich nicht geschäftlichen Angelegenheiten. Er ist eine ehrliche Person und studiert den Weg. Setzte er sein Talent und sein Verständnis ein, würde er Pläne entwerfen, Strategien entwickeln, sein Begehren stillen und letztlich zu einem Ende kommen.

 

  1. Wille

Sucht der offene Geist alleine den Weg, wird er gebrochen und erleidet Verlust. Keinen eigenen Willen zu haben ist schädlich. Man darf nicht nur den Weg studieren, sondern muss auch die eigene Natur erforschen. Ist jemand nicht willens, fleißig zu lernen, steht ihm nur wenig Kontrolle zur Verfügung und er kann mit der Vielfalt nicht harmonieren. Ist jemand in seiner Toleranz beschränkt, kann er nie großherzig und edelmütig werden. Sobald der Wille in dieser Welt missbraucht oder schädlich eingesetzt wird, verhalten sich die Menschen nach außen angriffslustig und abscheulich, während sie innerlich heimtückisch und hinterlistig sind. Kann jemand dahingegen in Ruhe meditieren und seinen eigenen Weg bedenken, wird Small Talk einen niemals vom Kurs abbringen. Beziehungen sind und laufen geregelt ab, Reisen wohin auch immer sind zufriedenstellend, geschäftliche Angelegenheiten werden mit bescheidener Haltung getätigt; ist man schwach, wird man Zuflucht finden. Sämtliche Verblendungen aus der Vergangenheit sind offenkundig. Von Natur aus sind wir dickköpfig, erleben Veränderungen stufenweise. Um ein unbefangener Suchender des Weges zu werden, muss man leer sein, wie ein dummer Mann. Nur dann kann man den Weg erreichen.

  1. Unglück/Verhandlungen und Kummer

Eine Person, die sich dagegen entscheidet, den Weg zu studieren, findet vielfältig Trost und Komfort. Diejenigen, die kultivieren, begegnen immer wieder Unheil. In Wahrheit gibt es viele Dämonen, die den Weg zum Dao blockieren. Mit dem nötigen Willen und der erforderlichen Entschlossenheit, durch beschwerlichen Asketismus schafft man es vielleicht, dieses Unglück abzuwehren. Durch verdienstvolle Handlungen werden diese Barrieren überwunden und man gewinnt mit der Zeit Gesundheit und Geistesfrieden. Ohne Unglück gäbe es keinen Grund für Bestrebungen. Gold wird in gewaltigen Feuern geschmolzen, Lotus wächst aus dem Schlamm. Durch Schwierigkeiten, Unheil, Elend und Gefahr vertraut man sich dem Himmel an. Reagiert man von einer no mind-Position, nimmt seinen Willen nicht zurück, dann wird man beschützt und unterstützt. Ganz natürlich wird Unheilvolles Glücksverheißend, Unheil wandelt sich zu Glück. Begegnet man Unglück mit Angst und verliert seinen Willen und seine Ideen im Angesicht von Not und Elend, wird der Verstand chaotisch und der Geist flieht. Dann den Weg zu finden, gestaltet sich schwierig.

  1. Unehrlichkeit

Es ist empfehlenswert, den Weg mit der nötigen Ernsthaftigkeit zu studieren. Nur indem man sich erniedrigt und klein macht, kann man die Behandlung eines wahren Lehrers erleben, das Vertrauen und Wohlwollen anderer gewinnen. Ist das eigene Herz pur und rein, werden Lehrer und Freunde einem mit purem und reinem Herzen begegnen. Ist jemand ernsthaft, werden Lehrer und Freunde ebenfalls ernsthaft handeln. Strebt jemand allerdings danach, trügerisch und listenreich zu sein, korrumpiert dies das Herz und solche Menschen versuchen, ihre Handlungen selbst vor Weisen zu verheimlichen. Sie erzählen betörende Lügen und interpretieren die Schriften ungenau. Und weil sie sich dergleichen verhalten, scheinen sie nach außen hin weiter das Dao zu studieren, während sie in ihrem Inneren Verschwörungen planen. Sie betrügen andere und dadurch sich selbst, werfen irrtümlich ihre Zukunft weg. Ehrlichkeit hilft dabei, Himmel und Erde zu fühlen, mit Geistern zu kommunizieren und Menschen zu berühren. Nur ein Irrtum im eigenen Denken verhindert nicht nur, dass man die Wahrheit erreichen kann, sondern auch die Wahrheit klar zu sehen.

  1. Mutmaßungen und Beurteilungen

Auf dem Wege gibt es richtig und falsch. Im Falschen liegt Wahrheit und in der Wahrheit liegt Falsches. Es gibt Aktion und Nicht-Aktion. Das Geheimnis des Weges ist unbeschreiblich und keine Debatte könnte es erklären. In der dreidimensionalen Welt gibt es die Form und das Formlose. Es gibt Dinge mit Erscheinungsbild und solche ohne. Was echt erscheint, ist es oft nicht. Um die Wahrheit unterscheiden zu können, muss man sein ganzes Leben benutzen, Verantwortung übernehmen, sein ganzes Talent einsetzen, um Illusionen zu entlarven. Sie müssen große Lehrer suchen, solche, die in die tiefen Mysterien eingeweiht sind. Die eigene unbedeutende Klugheit wird niemals ausreichen, denn sie enthält Mutmaßungen und Beurteilungen, die man stets als richtig erachtet. Für andere hält sie nichts bereit. Solche Menschen suchen nicht nach Hilfe von anderen, sondern sehen eher auf künstliche Weise nach innen. Wenn sie den Weg verstehen wollen, werden sie das als schwierig empfinden.

  1. Gedankenverlorenheit

Die Weisen der drei Religionen wurden wegen ihres Gutherzigkeit und ihrer Sachlichkeit geschätzt. Sie waren nie geistesabwesend in Angelegenheiten involviert. Den Weg zu kultivieren ist ein extrem ausgereiftes Unterfangen, das Studium einer gesamten Lebenszeit. Im Daoismus gibt es drei Bereiche des Studiums: der höchste ist für weise Menschen, die mit Verständnis geboren wurden und die harmonisch agieren. Der zentrale Kurs ist für jene mit durchschnittlicher Weisheit, die in ihrem Verständnis beeinflusst werden können. Sie hören eine Geschichte, verstehen dadurch aber zwei. Sie studieren und verstehen mehr. Sie agieren wohlwollend. Der niedrigste Kurs ist für diejenigen mit geringer Weisheit. Sie können unter großem Einsatz und intensiver Forschung dennoch Fähigkeiten und Erfolge erreichen. Schwierigkeiten bringen sie dazu, Verständnis zu entwickeln. Sie agieren bemüht. Innerhalb dieser drei Kurse leisten die Menschen, wozu sie fähig sind. Obwohl es eine Unterscheidung in drei Klassen gibt, beginnt jeder am Anfang. Ist jemand gedankenverloren und unehrlich, unfähig seine Aufmerksamkeit zu fokussieren und ohne den entsprechenden Willen, wird er während des mittleren Levels des Studiums nicht vorankommen und selbst solche mit großer Weisheit verschwenden ihre Zeit. Wenn Du lernst und Fragen stellst, sei vorsichtig, urteilsfähig und gewissenhaft; denn überlege Dir, was kann Dich dabei aufhalten, den Weg zu verstehen?

  1. Wunschdenken und Illusionen

Um den Weg zu verstehen, muss man die Wahrheit praktizieren und leben, nicht Leere und Illusionen. Menschliche Angelegenheiten sind künstlich und verwirrend, Ruhm und Gewinn sind irreführend, tiefe Liebe ist verzehrend. Hält man diese unechten Dinge für wahr, ist man nicht dazu in der Lage, seinen eigenen Willen und seinen eigenen Ambitionen herauszubilden. Man schafft es nicht, seine Energien steigen zu lassen, ihre Stärken zu benutzen. Gibt man diesen Begierden nach, lässt man die Zerstörung des Wissens des Geistes zu. Obwohl sie nach vorne schauen, bewegen sie sich rückwärts, halten ihr Begehren für einen Vorteil und ersetzen Rücksichtnahme durch Bösartigkeit. In alten Zeiten durchlitten die Unsterblichen und Buddhas unzählige und unvorstellbare Nöte. Sie brachten endlose Selbstdisziplin auf. Nur so konnten sie den Weg verstehen. Wer weiß, wie viele Schwierigkeiten sie aushalten mussten bis sie den Weg erreicht haben? Wunschdenken und Illusionen sind eine Sünde, die verhindert, dass man den Weg versteht. Hält dieser Zustand an, darf man nicht glauben, irgendetwas erreichen zu können.

  1. Leben und Tod

Studiert und kultiviert man den Weg, dann darf man weder zu viel Lebenslust noch Angst vor dem Tod in seinem Herzen tragen. Zhuangzi sagte, „Lebenskraft in sich aufzunehmen, dient der Verlängerung des Lebens; Lebendigkeit zu vergessen, bedeutet das Leben zu verlieren“. Der Pfad zu einem langen Leben erfordert, dass man verlernt, was Leben bzw. nicht Leben ist, was Sterben bzw. nicht Sterben ist. Himmel und Erde können jenes benutzen, das eine Form besitzt, nicht aber das Formlose. Sie können das einsetzen, was über Energie verfügt, nicht aber Energieleeres. Sie können jenes gebrauchen, das einen Geist hat, nicht aber Geistloses. Keinen Geist zu haben bedeutet keine Energie zu haben; keine Energie zu haben bedeutet keine Form zu haben. Ohne Gedanken zu Leben und Tod, haben diese keine Möglichkeit, mich zu belasten. Hat jemand einen Geist, der nach Leben verlangt, dann wird dies der physische Körper aushalten, während der Geist aber vor seiner Zeit stirbt. Die Lebenskeime sind verdorben und die Wurzeln, welche den Tod nähren, vergrößern sich. Dämonen und Teufel tauchen auf, es herrscht Verwirrung und Chaos. Untersuche das Sterben und schließe danach die beiden Wörter „Leben und Tod“ aus Deinen Überlegungen aus. Begrabe den Tod, indem Du seinen Weg gehst. Meide den Tod, indem Du ihn studierst. Obwohl Du lebst, kennst Du das Leben vielleicht nicht. Es gibt nur dieses eine Wort, den „Weg“, das Dir immer vorausgehen wird. Andernfalls begehrst Du das Leben und fürchtest den Tod und diese Verstrickungen machen den Weg unerreichbar.

  1. Selbstgefälligkeit

Das Wissen einer Person ist begrenzt; das Wissen der Menge ist unermesslich. Setzen sich Menschen damit nicht auseinander, lernen sie nichts. Beugen sie sich dieser Tatsache nicht, haben sie kein Wissen. Erkennt jemand nicht, dass er leer ist, gibt es nichts zu erreichen. Respektiert jemand die Qualitäten anderer nicht, kann er selbst nichts erreichen. Weise verwirklichen den Weg, indem sie Herz und Geist leeren. Verlässt sich jemand auf seine eigene Klugheit und Bildung, wird er selbstgefällig und strebt nicht länger danach, sich zu verbessern. Wahrscheinlich werden solche Leute den Weg durch eine Seitentür betreten und sich mit unbedeutenden Angelegenheiten beschäftigen, nicht erkennend, dass dies falsch ist. Und auch wenn sie eine solch hohe Meinung von sich haben, können sie dennoch nichts bestätigen. Man muss jeden Menschen als Lehrer betrachten und jeden Ort als Platz, an dem es etwas zu lernen gibt.

  1. Angst vor Schwierigkeiten

Es gibt unter dem Himmelzelt keine schwierigen Angelegenheiten, außer Angst im Herzen der Menschen. Zu kultivieren ist die einfachste und aufrichtigste Sache, zugleich ist es aber auch die schwierigste und ermüdendste. Man muss ambitioniert sein. Die schwierigste Angelegenheit unter dem Himmelszelt muss zugleich die großartigste sein. Die großartigste Sache erfordert eine „abnormale“ Person, welche um das Ziel zu erreichen die größte Kraft einsetzt. Wäre es einfach, den Weg zu kultivieren, würde jeder auf der Welt zu Buddhas oder Unsterblichen werden.

  1. Geringschätzung

Der Weg wirkt für sich selbst. Zeit ist endlos, unbegreiflich, aber Leben ist begrenzt. Erforsche das weite Universum, erlebe das Meer der Menschheit als würdest Du Insekten beobachten, die auf einem Berg herumwuseln. Darf man das geringfügig schätzen? Betrachtet man respektlos den Weg, ist man dann dazu in der Lage, ihn zu kultivieren? Kommt man dann vorwärts?

  1. Feigheit

Um den Weg zu kultivieren, muss man energisch voranschreiten, man darf nicht feige und schwach sein. Hat man die nötige Ambition, lässt sich Schwäche in  unbeugsamen Willen transformieren. Fehlt jemandem jegliches Streben, wird selbst deren größte Kraft zu einer Schwäche. Unter Ambition ist Entschlossenheit und Bestimmung zu verstehen, ein starker und kühner Wille, die fortwährende Kraft des Herzens und Geistes. Minute für Minute immer weiter achtsam durch das Leben voranschreitend. Unaufhörlich mit dem Versuch beschäftigt, die Prinzipien des Weges zu verstehen und zu studieren. Was man nicht weiß, muss man erstreben zu wissen. Was man nicht versteht, muss durch Bitterkeit erlernt werden. Indem das Unerträgliche erduldet wird, nur dann kann man das Unmögliche erreichen. Erlebe Bitterkeit ohne selbst bitter zu werden und wisse das, was außerhalb des Wissens liegt.

  1. Kurzsichtigkeit

Den Weg und die Tugend zu kultivieren passiert nicht an einem Tag. Dieses Unterfangen verlangt eine längerfristige Hingabe. Es ist nicht richtig, gut und schlecht zu unterscheiden, wenn man am Ende mit sich selbst zufrieden ist. Hofft jemand vergebens darauf, den Weg schnell zu verwirklichen und ist zugleich nervös und gespannt auf Resultate, dann haben solche Leute weder den Geist für eine längere Dauer noch die nötige Willenskraft. Sie werden vor und zurück gehen, immer wieder unterbrochen. Wie sollen sie derart einen profunden Platz in der Welt finden? Ist eine Person mit sich selbst im Zwiespalt und ändert immer wieder ihre Meinung, zeigt dies, dass solche Leute auf halbem Wege aufgeben und niemals ein Verständnis des Weges entwickeln werden.

  1. Resignieren

Normale Menschen sagen, ein menschliches Leben umspanne eine festgelegte Dauer und nur Unmenschliches könne dies übertreffen. Sie sagen, Heiligkeit sei angeboren, besondere Menschen seien mit solchen Gaben gesegnet. Sie sagen, der Weg sei am tiefgehendtesten und am profundesten, er könne von normalen Menschen nicht verstanden werden. Man muss wissen, dass alle Menschen Weise sein können. Alle Menschen können erleuchtet sein. Sie müssen völlig ehrlich und respektvoll sein, willens sich selbst zu beugen um Hilfe von anderen zu erbitten. Sie beginnen in der Nähe und enden weit weg, ihrer Bestimmung entschlossen. Könnten Menschen den Weg nicht verwirklichen, was würde sie von Tieren unterscheiden? Was eine Person nicht weiß, muss sie lernen, um es wissen zu können. Was sie nicht tun können, das müssen sie lernen zu tun. Denkt man darüber nach, wie der Körper den Weg erreicht, darf man nicht glauben, dies geschehe schnell. Aber gib Dich nicht als hoffnungslos auf, verschwende Deine Zeit nicht Tag um Tag. Lebt eine Person auf diese Weise, dann ist sie in einem Traum, verschwendet ihr Leben und Unheil wiederholt sich.

  1. Schulden

Diejenigen, die den Weg kultivieren, müssen von schlichter und einfacher Art sein. Reichtum und Luxus anzuhäufen ist wie Blut und Schweiß in unzähligen Richtungen zu verteilen. Dies ist nicht leicht zu ertragen. Aus diesem Grund darf man nicht nach Ruhm und Reichtum streben. Eine Saite, ein Strahl, an diesem Gedanken anzukommen ist nicht einfach. Ein Getränk, eine Mahlzeit, man muss wissen, dass dies schwer zu erreichen ist.

  1. Erhabenheit

Sich selbst nicht zu wichtig nehmen, ist das wichtigste. Sich selbst nicht als großartig anzusehen, ist großartig. Nimmt man sich selbst nicht zu wichtig, kann man anderen gegenüber bescheiden auftreten. Hält man sich selbst nicht für großartig, kann man inmitten anderer klein sein. Verbirgt man seine Fähigkeiten, ist man in Übereinstimmung mit der Welt und bringt den Menschen Freude. Man studiert den Weg während man seinen Lehrern und Freunden gefällig ist. Ist jemand nach außen hin bescheiden, aber innerlich schwach, beruft sich auf sein Talent, um den Weg zu studieren, denkt, die Art wie er dem Weg folgt, sei die richtige, wer wäre so mächtig, solchen Personen ihre Arroganz und Selbstzufriedenheit abzunehmen und mit einem Wisch abzutun, damit diese Leute den Weg erreichen können?

  1. Verzierung

Überall auf der Welt ist Menschen Zierde wichtig, während sie innerer Zufriedenheit leichtfertig gegenüberstehen. Sie erkennen das Falsche an und mustern die Wahrheit aus. Menschen befürchten, andere könnten sich über sie lustig machen und schmücken sich aus diesem Grund mit schöner Kleidung. Menschen machen sich selbst schön, damit sie über andere lachen können; sie geben vor, hohe moralische Werte zu haben, damit sie andere belügen können. Wenn Menschen sehr viel Zeit darin investieren, wie können sie mit dieser Einstellung kultivieren? Es geht darum, seine Pflicht zu erfüllen, nicht darum, berühmt und reich zu werden, Einfachheit beizubehalten, zuverlässig zu sein, den Weg zu respektieren, Tugenden als wertvoll zu erachten, dass alle Angelegenheiten geregelt werden können und Fortschritt sich überall einstellen kann.

  1. Fehlurteile und Missverständnisse

Den Weg zu verstehen, verlangt eine wahre Sicht des Tiefgründigen. Es kann nicht akzeptiert werden, das Unbekannte als bekannt hinzunehmen. Dadurch schleichen sich Fehler in bedeutende Angelegenheiten ein. Erscheint etwas als richtig, ist aber falsch, dann muss man sich an jemanden wenden, der bei der Suche nach Erleuchtung, Aufhellung und Geistesöffnung behilflich sein kann, Ungewissheiten zu klären und Bedeutungen aufzuzeigen. Man muss seine eigene Klugheit beiseite legen und sein Herz reinigen, eifrig bestrebt sein, das Unbekannte zu verstehen, tiefer zu gehen als bislang bekannt. Heuchelt jemand tiefes Verständnis nur vor, werden solche Leute am Ende gar nichts wissen und mit geringem Verständnis wird tiefgründiges Wissen nur schwer erreichbar.

  1. Unheil

Jemand, der in der Welt kultiviert, muss eine mitfühlende Haltung haben. Solche Menschen dürfen ihre Laster nicht verstecken; das verhindert nur, mit dem Dao in Kontakt zu kommen. Menschen unterscheiden gut und böse, Tugend und Torheit. Eine Person hat ein einzigartiges Wesen, viele Menschen haben vielfältige Eigenarten. Einige Menschen gebrauchen beleidigende Ausdrücke oder sind in unehrliche Geschäfte involviert. Man muss zuhören ohne zu hören, sehen ohne zu sehen, anderen immer ohne Vorurteile begegnen. Wenn Menschen vergessen bei ihren Handlungen Güte zu zeigen und stattdessen nur aus Feindschaft heraus agieren, dann verheimlichen sie ihre Hinterlistigkeit in ihrem Charakter. Nach Jahren des Anhäufens dieser Energie ist es schwer, diese wieder loszuwerden. Nach außen hin machen sie sich beliebt, innerlich beugen sie sich der Dunkelheit. Das schadet einer Person und verletzt auch ihren Körper. Zeigt man keine Reue und erduldet diesen Zustand, dann muss man seinen Kopf oben halten. Wenn solche Leute dann in diesem Zustand nur das kleinste Detail wahrnehmen und ihre Begierden nicht ausgelöscht sind und das Böse sich nicht wandelt, dann sinken sie in den Kreislauf von Leben und Tod, in das Meer von Ursache und Wirkung.

  1. Alkohol

„Wein, Frauen, Reichtum und Temperament“ werden die vier Mauern genannt. Obwohl jeder in diesen Mauern gefangen ist, gibt es solche, die nach Außen entkommen und ein „langes Leben ohne Krankheit“ entdecken. Alkohol ist eine der vier Beeinträchtigungen; betrunken zu sein verwirrt die eigene Natur. Wollust kommt im Rausch schnell auf, gemeine Ideen tauchen auf und Wut gesellt sich hinzu, die Unschuld wird verletzt. Das Böse steuert die Handlungen, man vergisst sich beim Sprechen selbst und wird waghalsig, traut sich alles zu, nur aufgrund des Alkohols. Wie viele Helden hatten in alten Zeiten mit dieser Schwierigkeit zu tun? Man muss wachsam sein.

  1. Angst vor Bitterkeit

Beginnt man zu kultivieren, begegnet man Hunger und Durst, Kälte und Hitze, Unheil und Krankheit. Man versucht, seine Begierden zu stoppen, arbeitet an sich selbst und verhält sich in allen Angelegenheiten ordnungsgemäß. All das ist ganz normale und alltägliche Bitterkeit während der Kultivierung. Der Angewohnheit, Bedürfnisse des physischen Körpers stillen zu wollen, lässt sich nur schwer entkommen. Was „abnormale“ Menschen wissen sollten ist, dass im Verlust Gewinn liegt und dass man sich mit schwierigen Aufgaben beschäftigen muss, um gute Ergebnisse zu erzielen. Normale Menschen scheuen Schwierigkeiten, sie sehen Hindernisse und hören auf. Sie verstehen die Idee nicht, dass man inmitten der Bitterkeit nach dem Weg sucht. Dieses Wort, Bitterkeit, sie härtet die eigene  Willenskraft, ist die Medizin derjenigen, die kultivieren um zu genesen, ein Mittel viele Dämonen loszuwerden. Zieht sich jemand aus der Welt zurück, um Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, eine gute Zeit zu verbringen und zugleich mit Essen und Kleidung versorgt zu werden, wie unterscheidet sich solch eine Person von anderen? Die Furcht vor Bitterkeit sowie Misstrauen tragen keine Früchte und wie die Zeit vergeht bleibt der Weg unerreichbar.

  1. Treulosigkeit

Hört ein nobler Mann vom Weg, dann arbeitet er hart daran ihn zu kultivieren. Hört ein gewöhnlicher Mann vom Weg, dann behält er manches im Kopf, anderes vergisst er. Hört ein niedriger Mann vom Weg, dann lacht er. Der Gläubige spricht nicht von Glauben, vielmehr hat er den wahren Glauben in seinem Herzen. Das ist der mächtigste Glaube, welcher die Himmel wahrnehmen und die Erde bewegen kann, mit Göttern und Geistern kommunizieren, den Kreislauf der Wiedergeburten stoppen und Leben und Tod umkehren kann. Er ist heilig und würdig und lässt zu, dass Menschen zu Buddhas oder Unsterblichen werden. Er ist der größte Schatz derjenigen, die den Weg kultivieren. Wahrhaftig zu glauben bedeutet, einen Geist mit dem Weg gemeinsam zu haben, einen einzigartigen Geist. Trotzdem muss Glaube zwischen richtig und falsch, böse und tugendhaft unterscheiden. Beim Studium des Weges erweist sich der Glaube als wertvoll. Der Wert des Glaubens liegt darin, dass er uns zeigt, was richtig ist. Dies ist der wahre Glaube des Weges. Entweder man erreicht dies am Ende, oder aber, wenn der Glaube ungenügend ist und man deswegen von Unsicherheit beherrscht wird, dann bleibt das Erreichen des Weges nichts als Wunschdenken.

  1. Meisterlosigkeit

Gewöhnliche Menschen haben ihre Erfolge, doch bevor sie als wertvoll eingestuft werden können, sind sie der Wertung der Meister unterworfen. Ohne ehrenwerten Meister, werden die eigenen Ideale leer und unwirklich. Ohne rechtschaffenden Blick gerät man leicht zu Seiteneingängen und verschwendet viele Jahre. Wenn der Geist unsicher ist, schadet es nicht die großen Lehrer um Hilfe zu bitten Ungewissheiten aufzulösen, denn andernfalls kann man vielleicht nicht zwischen wahr und falsch unterscheiden und anstatt dem Leben zugewandt zu sein, wird man sich immer weiter dem Tod entgegen begeben.

  1. Schnelle Erfolge/Ungeduld

Bei der Kultivierung des Weges muss die richtige Reihenfolge eingehalten werden, stufenweise und eifrig bewegt man sich fort und im Laufe der Zeit stellt sich Fortschritt ein. All dies lässt sich nicht verkürzen oder beschleunigen. Werden die Schriften nicht erforscht und Tugend angesammelt, dann betreten solche Menschen Seiteneingänge und verirren sich auf verschlungenen Pfaden. Das begehrte Ziel ist schlicht, doch es zu erreichen ist schwierig. Lang anhaltende Schwierigkeiten gilt es auszuhalten, um den wahren großen Weg sehen zu können. Man kultiviert seine angeborene, ursprüngliche, formlose Energie. Das begehrte Ziel ist schwierig, doch die nötige Arbeit um es zu erreichen ist einfach. Ohne längerfristige Ambitionen, ohne einen alles auf immer erduldenden Geist, wenn man ungeduldig kaum die Resultate der eigenen Arbeit abwarten kann, winzig und faul, dann kann aus dieser Ungeduld heraus kein Erfolg entstehen.

  1. Nachlässigkeit

Ohne Erörterungen zu studieren ist Irreführung, ohne Studium zu erörtern ist gefährlich. Eine einzigartige und sorgfältig ausgeübte Tätigkeit sorgt über lange Zeit für Beschäftigung. Die eigene Zeit und Mühe zu investieren, lässt Erfolge eintreten. Blättert man unendliche Male durch die Schriften, so erschließt sich das Verständnis doch durch Sorgfalt. Man muss sorgfältig studieren, die Prinzipien Schritt für Schritt, Schicht um Schicht erfassen. Das eigene Herz und der eigene Geist werden klar, man versteht die Wahrheit, der Bildteppich wird ineinander verwoben und man erwirbt die Fähigkeit den höchsten Weg zu erreichen.

 

  1. Verschwendung

Der eigene Körper ist ein großes Geschenk. Zeit schreitet unaufhörlich voran, wartet auf niemanden. Darum sollte man das Beste aus der verbleibenden Zeit machen. Im Idealfall beginnt man mit der Kultivierung während der Körper jung und kräftig ist, bevor Energie und Geist mit dem Alter schwächer werden. Es ist eine wahre Verschwendung, wenn jemand seine Zeit mit unwichtigen Handlungen verbringt und nur darauf bedacht ist, sein materielles Leben zu kultivieren, was letztlich nur die eigene Ignoranz gegenüber dem Kreislauf von Leben und Tod zeigt. Man sollte einen wahren Lehrer und gute Freunde finden, von denen man lernen kann. Man sollte stets bemüht sein, sich verdienstvoll zu verhalten und frevlerische Aktionen zu vermeiden. Schafft es jemand konzentriert und hingebungsvoll zu sein, Verpflichtungen einzugehen und große Taten zu vollbringen, dann sind ihm der Schutz und die Hilfe der Götter und Gottheiten gewiss. Auf diese Art kann der große Weg verwirklicht werden.

  1. Das Durchtrennen des Bandes der karmischen Liebe

Der eigene Körper ist ein großes Geschenk und sollte wie ein Boot benutzt werden, um den Fluss zur Erleuchtung zu überqueren, wie eine Leiter, um in den Himmel aufzusteigen. Wir müssen dazu entschlossen sein, beharrlich bei der Reinigung des Geistes und beim Aufstieg voranzukommen. Das müssen wir in diesem Leben erreichen, denn wir können nicht erwarten, diese Möglichkeit in zukünftigen Leben nochmals zu erhalten. Ist jemand 70 oder 80 Jahre alt und hat aber dennoch das Herz das Dao zu studieren und ist fähig sich voll und ganz auf den Moment zu konzentrieren, dann können solche Leute dies immer noch erreichen. Man sollte nicht durch hohes Alter entmutigt sein oder auf halbem Wege aufgeben. Je älter der Körper wird, desto mehr Energie und Intention sollte man im Alltag für die Kultivierung aufbringen, bis zum Zeitpunkt des Todes gibt es die Möglichkeit zu kultivieren. Es ist nicht schwierig, den wahren Geist wiederzufinden, man muss sich nur vor einem Mangel an Ambitionen und Ausdauer in Acht nehmen.

  1. Prahlerei

Gelehrte in der Gesellschaft mystifizieren absichtlich, lernen hochtrabende Begriffe, um ihre Sprache blumiger erscheinen zu lassen, ohne dabei deren Bedeutung zu vertiefen. Sie sind selbstgefällig in ihrer Ansicht, sie seien erweckt, nennen sich erleuchtet, singen Lobeshymnen auf sich und schlagen ihre eigene Trommel. Genauso streben sie nach Ruhm und Komplimenten, wenn doch solche Handlungen tatsächlich zu Zerstörung führen und sie letzten Endes auf Abwege geraten. Ist jemand wirklich an der Kultivierung des Dao interessiert, sollten sich solche Menschen geben, als seien sie dumm und langsam, vorsichtig und diskret, weder ihre Fähigkeiten kundtun noch Ruhm erstreben. Wer noch nie vom Dao gehört hat, hat die Chance zu lernen; wer vom Dao gehört hat, kann anfangen zu kultivieren, Schritt für Schritt bis zum Gelingen.

  1. Der Schmelzofen

Alle fünf Metalle und acht Steine sind künstlich und wurden missverstanden. Die zehntausend Kräuter und hunderttausend Rezepte sind alle falsch. Das Elixier des Dao ist nicht das materielle Elixier, welches in einem Ofen geschmolzen wird, so wie es in den Büchern über externe Alchemie gesagt wird. Dieses Elixier geht hervor aus unverwüstlichen, ritterlichen Taten. Dieses Elixier ist fehlerlos rund, es ist leuchtend und strahlend, stark und vollständig. Im Inneren unserer Körper ist es seit unserer Geburt gelagert, es ist die Wurzel des Lebens. Jeder besitzt es. Törichte Gelehrte jedoch kennen es nicht. Sie ignorieren den Weg an der Türschwelle und suchen die Wahrheit fern ab. Sie machen nicht das, was einfach ist; sie suchen stattdessen nach einer komplizierten externen Methode. Sie missverstehen die Lehren. Das Leben eines Praktizierenden ist nicht dasselbe wie das einer gewöhnlichen Person. Aus all diesen Gründen, gebe ich denjenigen, die wahrhaftig etwas über das große Dao lernen wollen, den Rat, sich zu beeilen und die Tore des Schmelzofens zu öffnen, das Streben nach externer Alchemie beiseite zu legen, das Kochen und Brutzeln zu stoppen, die Energie in das Studium des echten spirituellen Lebens zu investieren und den Schmelzofen von Himmel und Erde zu entdecken. Metalle für Delikatessen und Gifte für den Schatz des Lebens zu halten wird Deinem spirituellen Leben nicht gut tun.

  1. Schande

Für einen Daoisten ist unerschütterliche Toleranz gegenüber der Voreingenommenheit und Kurzsichtigkeit der Welt sowie gegenüber dem mangelnden Wissen und der Ignoranz der Menschen das Wertvollste. Gelassenheit entstammt Toleranz und fester Entschlossenheit, dann lassen einen Armut und Unheil unbeeindruckt. Man soll wie ein Ozean sein und alle Wasser akzeptieren, rein oder schmutzig, süß oder bitter, keines mehr, keines weniger. Folgt jemand dem Weg, dann sollen solche Leute Schmach tolerieren und weder in Wettbewerbssituationen kämpferisch sein noch Scham empfinden, wenn sie unanständig behandelt werden. Der eigene Charakter soll wie ein Ozean sein. Diejenigen, die sich als großartig wahrnehmen, sind es nicht. Diejenigen, die sich für ehrenhaft halten, sind es nicht. Diejenigen, die denken, sie seien korrekt, sind es nicht. Man kann den Weg nur kultivieren, wenn man dazu in der Lage ist, Gefühle wie Schande zur Seite zu legen.

  1. Karma

Eine Familie, die Güte angesammelt hat, wird vom Glück gesegnet, eine Familie, die Böses angehäuft hat, wird vom Unheil heimgesucht. Güte wird mit Güte erwidert. Böses wird mit Bösem zurückgezahlt. Die eigenen Handlungen eines Moments hallen in anderen wider. Durch Ursache entsteht Wirkung. Beschreitet man den Weg der Güte, wird man dabei von hilfreichen Geistern gesehen. Der Schöpfer wird diejenigen, die Böses tun die Frucht des Bösen kosten lassen. Zunächst muss man lernen gut zu sein und nichts Böses zu tun; dann kann man auf dem Weg der Kultivierung voranschreiten, den Kreislauf von Leben und Tod durchbrechen. Wir sollten für den Fall, dass wir den Kreislauf nicht in diesem Leben durchbrechen können, außerdem wissen, dass wir jetzt trotz allem eine solide Grundlage legen können, um im nächsten Leben eine gute Ausgangsposition zu haben.

  1. Der Dämon des Buches

Es gibt unzählige Schriften und Bücher. Man sollte sie gewissenhaft lesen; und dabei bedenken, dass das eigene Verständnis nur den Stand der eigenen Kultivierung widerspiegelt und nicht die Weisheit, die in den alten Texten versteckt ist. Man sollte in den Schriften nach theoretischem Wissen suchen, dennoch muss eine Erklärung durch einen Meister erfolgen. Nimmt man das, was in Büchern darüber geschrieben ist, als Dao wahr, werden solche Leute in die Falle des „Dämonen des Buches“ tappen. Ohne das Streben einen erleuchteten Lehrer zu finden, wird man auf dem Weg der Kultivierung zurückgehalten. Wir müssen Wahrheit und Falschheit erkennen, indem wir sorgfältig und fleißig studieren; wir müssen einen urteilsfähigen Lehrer finden, um richtig und falsch abzugrenzen. Durch die Bestätigung eines jeden Schrittes, bewegt man sich dem Verständnis des Dao entgegen.

  1. Leere

Das große Dao ist nicht nur Leere und Leblosigkeit. Das große Dao ist extreme Leere, beinhaltet aber zugleich extreme Fülle. Innerhalb der großen Leere findet sich die große Wahrheit. „Nicht-Aktion“ bewirkt Vollendung, ganz so wie Himmel und Erde nichts erzwingen und doch alle Lebewesen hervorbringen. Die Sonne und der Mond erschaffen mühelos die Jahreszeiten. Durch „Nicht-Aktion“ kann richtige Aktion entstehen. Es ist nicht einfach nur Nichts, das durch „Nicht-Aktion“ beschrieben wird. Um den Weg zu kultivieren, muss man ihn zunächst verstehen und danach kann man vielleicht in Richtung des Weges kultivieren. Indem man die Bewegungen des großen Weges wahrnimmt und erkennt ohne etwas zu tun, kann man Nichts erleben, einen Zustand, der für die Kultivierung unbefriedigend ist. Da wir einen menschlichen Körper haben, leiden wir unter der Unausgeglichenheit von Yin und Yang und den Fünf Elementen. Wir werden von karmischen Kreisläufen und Hindernissen der physischen Welt beeinflusst. Wünscht man sich negative Einflüsse umzuwandeln und benutzt dabei nur Nichts, wie kann Yin dann zu Yang werden und den bitteren Samen von Unheil und Übel entfernen?

  1. Bildnisse erfassen

Der uranfängliche Weg gibt dem Formlosen Form. Es ist nicht nur der physische Körper, der in dieser Welt wirkt, aber wo und wann beginnt der formlose Körper seine Arbeit? Verlassen wir den Körper können wir den Weg nicht länger erörtern. Indem wir an Bildnissen festhalten, vernachlässigen wir die Wahrheit. Der menschliche Körper ist eine Kombination der fünf Illusionen. Sie zeigen sich äußerlich durch Augen, Ohren, Nase, Zunge und Mund und innerlich als Herz, Leber, Magen, Lungen und Nieren. Tritt der Tod ein, reduzieren sie sich zu einem Stapel Knochen und verrottendem Fleisch. Ist jemand während der Kultivierung zu sehr an seinen Körper verhaftet, wie sollen solche Menschen eine Vereinigung der Natur und des Lebens erreichen können? Man muss wissen, dass der Körper in diesem Leben viel Mühe bereitet. Deshalb, um das Goldene Elixier des Wegs zu schützen, kultivieren Daoisten ihre Natur und ihr Leben, sie kultivieren ihren inneren Geist genauso wie sie sich um ihren physischen Körper kümmern. Unser wahrer Geist, auch Dharma-Körper oder Yang-Geist genannt, ist vollkommen. Ist der Yang-Geist einmal kultiviert, dann kann man ins Wasser steigen ohne zu ertrinken, ins Feuer treten ohne zu verbrennen, so lange bestehen wie Himmel und Erde und ist erleuchtet wie die Sonne und der Mond.

  1. Der Krieg der Erscheinungen

Yin anzusammeln, um Yang zu unterstützen; Erfüllung im Außen zu suchen ist wie der Versuch, seinen Durst zu stillen, indem man an Pflaumen denkt; weder das eigene Leben noch der Charakter profitieren davon und es ist moralisch verwerflich. Die Daoistische Methode gleicht dem Weg, wie Männer und Frauen in der physischen Welt miteinander agieren; der Unterschied liegt darin, dass Daoisten den wahren Körper einsetzen, geboren von ihrem spirituellen Vater und ihrer heiligen Mutter, gegenüber dem physischen Körper, den wir von unseren biologischen Eltern erhalten. Yin und Yang, so wie sie in den alchemistischen Schriften beschrieben sind, sind diese spirituellen Eltern. Wahres Yin und wahres Yang können nicht außerhalb des eigenen Körpers gefunden werden.

  1. Täuschung

Der Weg verläuft über stufenweise Kultivierung hin zu plötzlicher Erleuchtung. Inmitten der Stille begegnet man unzähligen, sich verändernden Bildern. Hält man diese Täuschungen für echt und nimmt Falschheiten für wahr, erliegen solche Leute dem Dämon der Versuchung. In weniger ernsten Fällen wird man krank, in schwerwiegenderen Fällen besteht die Gefahr, das Leben zu verlieren. Daoisten erdulden unzählige Jahre des Elends sowie die 81 Schwierigkeiten nur um dieses Hindernis zu überwinden! Sie machen sich Vorschriften zu eigen und arbeiten an sich selbst, um dieses Hindernis zu überwinden! Sie arbeiten ihr ganzes Leben unermüdlich daran, dieses Hindernis zu überwinden! Sie nutzen jeden Moment zur Kultivierung, um dieses Hindernis zu überwinden! Schafft man es nicht, dies jeden Moment aufrechtzuerhalten, ist der eigene Geist bestimmt, gestört zu werden und verwirrende Täuschungen tauchen auf. Dadurch verliert man all seine Errungenschaften, Dämonen kommen, um die eigene Kultivierung zu verderben und das eigene Werk zu testen, sie kontrollieren ihn völlig. Werden wir nicht von unserer Umgebung gefangen genommen, dann tauchen Täuschungen aus dem Herzen auf. Den fünf Öffnungen erscheinen die Täuschungen als Glück oder Pech, als gespensterhafte Geister oder als Buddhas und Unsterbliche, oder sogar als sinnliche Schönheit oder familiäre Liebe. Jede Versuchung manifestiert sich, weil unsere Begierden nicht ausgemustert wurden. Sie alle sind Täuschungen und nicht der wahre Weg. Man soll nicht schauen oder riechen, weder glücklich noch ängstlich sein. Man sollte lieber täglich kultivieren als bis zur letzten Minute zu warten. Nur indem diese Hindernisse verstanden werden, kann man die Schwierigkeiten der Daoistischen Kultivierung wahrlich begreifen.

Nachwort:

Diese 49 Punkte sind die für Studenten des Daoismus wichtigsten Hindernisse. Diese Hindernisse sind Dämonen, die unseren Weg, das Dao zu erreichen, blockieren. Man kommt nur weiter, wenn man eines nach dem anderen überwindet. Es ist wie bei einem Test, besteht man nicht, ist man von weiterem Vorankommen ausgeschlossen. Schafft man es nicht, diese Hindernisse zu überwinden, sollen jene weiter hart arbeiten und daran glauben, dass sie ihren Test eines Tages bestehen werden. Der Weg der Kultivierung ist der Weg in den Himmel. Es ist das Wichtigste und Schwierigste auf dieser Welt. Es verlangt feste Entschlossenheit und harte Arbeit. Daoistische Kultivierung lässt sich nicht nur durch Sprache oder Zahlen erklären und liegt außerhalb des Verständnishorizonts gewöhnlicher Menschen. Es gleicht der Schulbildung; es gibt verschiedene Klassen und Stufen; Schülern aus Kindergarten, Grund-, Mittel-, Oberschule und Universität kann nicht derselbe Unterrichtsstoff gelehrt werden. Jedes Individuum hat eine einzigartige Auffassungsgabe, ein eigenes Verständnis, einige sind schneller, andere langsamer. Als die großen Lehrer der Vergangenheit in der Welt wirkten,  thematisierten sie unterschiedliche Situationen mit je verschiedenen Methoden. Heutzutage haben wir zusätzliche Materialien, fortschrittliche Technologien und schnelle Kommunikationswege. Man kann jedes Buch lesen, ohne einen Fuß vor die Tür zu setzen. Obwohl dies seine Vorteile hat, müssen wir wissen, dass diese Annehmlichkeit ein zweischneidiges Schwert ist. Dort wo es Gewinn gibt, wird grundsätzlich auch Verlust sein. Diese Annehmlichkeit kann uns mit Zufriedenheit und Komfort in die Falle locken, eine tödliche Situation bei der Verwirklichung unserer weiteren Kultivierung. Sie kann Menschen zu Selbstsüchtigkeit verleiten und Leute dazu bringen, der materiellen Welt hinterherzujagen, wobei sie am Ende die Verbindung zu ihrem inneren Selbst verlieren. In der heutigen Welt kommt Geld immer an erster Stelle. Diese Welt ist für normale menschliche Wesen bereits hart genug, ganz abgesehen von denjenigen, die kultivieren. Menschen, die materiellen Komfort als auch eigene Begierden zurückweisen, sind sehr selten. Diejenigen, die vorhaben zu kultivieren, sollten sich dies zuerst gründlich überlegen. Nachdem sie die verrückte Aussage oben gelesen haben, werden einige widersprechen. Von denjenigen, die eine ähnliche Perspektive wie der Autor teilen, werden einige zustimmen, andere nicht. Das Meer der Begierden ist grenzenlos und diejenigen mit entsprechender Affinität werden vom Weg angezogen. Der Buddha und die Großen Daoistischen Meister der Vergangenheit wurden auch als verrückt angesehen. Der Meister sagt: Versteht man nicht, wird man nicht verrückt. Wird man nicht verrückt, gibt es kein Gelingen.

Wudang Gebirge, Gipfel des Himmlischen Pferdes,

verfasst vom Daoistischen Meister Du Xing De

05:45 Uhr

 

49 Barriers

50 Hindernisse